So finden Sie das richtige Vorgehensmodell für Low-Code-Projekte
Scrum, verbessertes Wasserfallmodell und phasenagiles Vorgehensmodell im Vergleich
Low-Code-Technologien haben die Art und Weise revolutioniert, wie Software-Anwendungen erstellt werden: Dank intuitiver Drag-and-drop-Oberflächen können auch Nutzer mit nur minimalen Programmierkenntnissen recht einfach digitale Prozesse erstellen. Im Idealfall arbeiten Anwender und professionelle Entwickler eng zusammen und schaffen gemeinsam effiziente Workflows, die optimal an die Anforderungen der Nutzer angepasst sind.
Die richtige Vorgehensweise für IT-Projekte
Die passende Methodik ist dabei entscheidend für die Projektteams, um Effizienz und Flexibilität zu maximieren: Indem sie das Projekt von Anfang an strukturiert angehen, können sie sicherstellen, dass sie ihre Ressourcen bestmöglich einsetzen und schnell überzeugende Ergebnisse erzielen. Mit dem richtigen Vorgehen fördern Sie zudem den konstruktiven Austausch aller Beteiligter und können kontinuierliche Verbesserungen effektiv umsetzen. Auch für das Einhalten des gesetzten Budgets ist die Wahl des passenden Vorgehensmodells elementar.
Drei besonders relevante Modelle sind Scrum, das verbesserte Wasserfallmodell und das phasenagile Modell. Welche spezifischen Vorteile jede Option bietet und je nach Projektanforderungen geeignet ist, erfahren Sie im folgenden Artikel.
Den Bedarf der Fachanwender berücksichtigen
In jedem Softwareprojekt ist es ausschlaggebend, die Bedürfnisse der Nutzer wirklich zu verstehen und entsprechend zu berücksichtigen. Besonders bei Low-Code-Projekten ist die direkte Einbindung der Endnutzer oft ein entscheidender Erfolgsfaktor. Daher bieten sich vor allem flexible Vorgehensmodelle an, um die laufende Beteiligung und Rückmeldung der Nutzer zu ermöglichen.
Wie agil und anpassungsfähig sind bestehende Modelle?
Jedes Vorgehensmodell bringt seine eigenen Vor- und Nachteile mit sich: Agile Methoden wie Scrum fördern in der Regel Flexibilität und schnelle Iterationen – traditionelle Ansätze wie das Wasserfallmodell sind hingegen möglicherweise nicht optimal für die Dynamik von Low-Code-Projekten geeignet. Doch letztlich hängt es vom Einzelfall ab. Deshalb ist es wichtig, bestehende Modelle kritisch zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen, um den spezifischen Anforderungen von Low-Code-Projekten gerecht zu werden.
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Das Scrum-Modell
Das Scrum-Modell kurz zusammengefasst
Das Scrum-Modell ist eines der bekanntesten und am häufigsten verwendeten agilen Vorgehensmodelle in der Softwareentwicklung. Es basiert auf iterativen und inkrementellen Arbeitszyklen, die als Sprints bezeichnet werden. Jeder Sprint hat eine feste Dauer, typischerweise zwischen ein und vier Wochen, in der ein funktionsfähiges Stück Software erstellt wird.
Es besteht aus klar definierten Rollen: Der Product Owner ist für die Produktvision und Priorisierung verantwortlich, der Scrum Master unterstützt das Team und beseitigt Hindernisse, und das Entwicklungsteam erstellt das Produkt. Folgende Phasen strukturieren die Arbeit:
- Sprints: zeitlich begrenzter Arbeitsturnus
- Sprint Planning: Planung des Sprints
- Daily Scrum: tägliche Kurzbesprechungen
- Sprint Review: Überprüfung der Arbeitsergebnisse
- Sprint Retrospective: Reflexion und Verbesserung des Prozesses)
Artefakte wie Product Backlog (Liste aller gewünschten Produktfeatures), Sprint Backlog (Liste der im Sprint umzusetzenden Aufgaben) und Increment (das fertige Produkt oder Produktteil) unterstützen die Transparenz.
Agile Entwicklung oder agiles Projektmanagement?
Obwohl Scrum als agiles Entwicklungsvorgehen bekannt ist, wird es oft eher als agiles Projektmanagement angesehen. Das liegt daran, dass Scrum zwar effektive Prozesse für die Planung, Durchführung und Überwachung von Projekten bietet, jedoch weniger auf die technische Seite der Softwareentwicklung eingeht. In vielen Scrum-Teams liegt der Fokus mehr auf der Verwaltung von Backlogs und Sprints als auf der tatsächlichen Umsetzung von Code. Das kann dazu führen, dass Teams sich mehr auf die Verwaltung von Prozessen konzentrieren als auf die Erstellung hochwertiger Software. Daher ist es wichtig, dass sie sicherstellen, bei aller Agilität von Scrum auch auf die technischen Aspekte der Softwareentwicklung zu achten.
Scrum-Modell besonders geeignet für die selbstständige Entwicklung von „Kernsoftware“ und kontinuierliche Verbesserungen
Das Scrum-Modell eignet sich besonders gut für die Entwicklung von grundlegenden Programmen oder Software sowie für die laufende Weiterentwicklung von Softwareprodukten. Eine Lösung von überschaubarem Umfang kann zügig umgesetzt und dann sukzessive weiter ausgebaut werden. Die regelmäßigen Sprints und Retrospektiven helfen dabei, kontinuierlich Verbesserungen und Anpassungen vorzunehmen, was die Flexibilität und Effizienz der digitalen Prozesse erhöht. Änderungswünsche können im Backlog gesammelt und je nach Priorität in den nächsten Softwareversionen berücksichtigt werden.
Durch die kurzen Entwicklungszyklen können Teams schnell auf Kundenfeedback reagieren und neue Funktionen oder Verbesserungen implementieren. Eine Möglichkeit zur direkten Interaktion zwischen Anwendern und Entwicklern muss jedoch explizit geschaffen werden. Die Projektleiter sollten sich nicht so sehr als „Owner“ des entstehenden Produktes verstehen: Sie nehmen idealerweise eher die Funktion eines Moderators zwischen Anwendern und Entwicklern ein. So können Unternehmen sich schnell an dynamische Marktbedingungen anpassen und wettbewerbsfähig bleiben.
Außerdem sollte bedacht werden: Wenn Computerprogramme in Echtzeit vor den Augen der Anwender entstehen oder sogar von diesen selbst erstellt werden, dann ist bereits der für Scrum typische Monatsrhythmus zu langsam für die agile Softwareentwicklung. Auch umfangreichere Arbeitsschritte lassen sich nicht gut mit dem Monatsturnus vereinbaren. Vor allem für komplexe Softwarelösungen können andere Vorgehensweisen daher sinnvoller sein.
Das verbesserte Wasserfallmodell
Eine Alternative ist das verbesserte Wasserfallmodell: Durch die strukturierte Herangehensweise können klare Meilensteine und Deliverables festgelegt werden, was die Planung und Überwachung des Projekts erleichtert. Gleichzeitig bietet die Flexibilität des verbesserten Wasserfallmodells Raum für Anpassungen und Änderungen während des Entwicklungsprozesses. Das Feedback der Entwickler kann zudem direkt und schnell eingebunden werden.
Das verbesserte Wasserfallmodell kurz zusammengefasst
Der Vorgänger dieses Modells, das traditionelle Wasserfallmodell, beschreibt eine lineare und sequenzielle Methode der Softwareentwicklung, bei der jede Phase des Entwicklungsprozesses – Anforderungsanalyse, Design, Implementierung, Testen, Integration und Wartung – nacheinander abgeschlossen wird. Das verbesserte Wasserfallmodell, auch als iteratives Wasserfallmodell bekannt, erweitert das traditionelle, indem es regelmäßige Überprüfungen und Feedback-Schleifen zwischen den einzelnen Phasen einführt.
Diese Iterationen ermöglichen es, frühzeitig Fehler zu erkennen und Anpassungen vorzunehmen, bevor das Projekt in die nächste Phase übergeht. Damit bietet das verbesserte Wasserfallmodell eine strukturierte, aber flexible Herangehensweise an die Softwareentwicklung.
Teams können mit diesem Ansatz besser auf neue Anforderungen reagieren, ohne den gesamten Entwicklungsprozess neu zu starten. Diese Kombination aus Struktur und Flexibilität kann dazu beitragen, Projekte effizient und erfolgreich abzuschließen.
Nutzeranforderungen berücksichtigen und Entwickler frühzeitig einbinden
Das Erfassen und Verwalten der Nutzeranforderungen ist eine der größten Herausforderungen des verbesserten Wasserfallmodells. Der Großteil der Anforderungen wird – gemäß der Grundstruktur klassischer Projektentwicklung mit vorgeschalteten Konzeptionsphasen – zu Beginn des Projekts festgelegt. Dementsprechend groß ist das Risiko, dass sich die Anforderungen im Laufe der Zeit ändern oder nicht genau verstanden wurden. Die Folge: Fehlinterpretationen und ein weniger effektiver Entwicklungsprozesses.
Wirklich effizient ist diese Vorgehensweise damit nicht: Oft ist der Aufwand, die Anforderungen detailliert aufzuschreiben, deutlich größer als sie mit einer leistungsstarken Low-Code-Plattform direkt umzusetzen. In der Praxis zeigen sich die konkreten Anforderungen oft erst, wenn User eine erste Version des Prozesses vor sich auf dem Bildschirm sehen. Der vorgelagerte Aufwand beim Requirements Management bringt also keine nennenswerten Vorteile und erhöht zudem unnötig die Projektkosten.
Die ideale Vorgehensweise sollte also geordnete Projektphasen mit sinnvoll definiertem Umfang enthalten – und gleichzeitig in den einzelnen Phasen so agil wie möglich sein.
Das phasenagile Vorgehensmodell
Das phasenagile Vorgehensmodell vereint das Beste aus beiden Welten. Es eignet sich damit hervorragend für Low-Code-Projekte: Das Modell verbindet die Struktur geordneter Projektphasen mit der Flexibilität agiler Methoden. Es eröffnet damit einen Mittelweg zwischen dem eher starren Wasserfallmodell und dem flexiblen Scrum-Ansatz. Die klare Struktur erleichtert die Planung und Überwachung der digitalen Projekte, und die agile Komponente stellt sicher, dass Nutzerfeedback und Verbesserungen kontinuierlich integriert werden können.
Das phasenagile Vorgehensmodell kurz zusammengefasst
Das phasenagile Vorgehensmodell zeichnet sich durch klare, geordnete Projektphasen aus, die jedoch durch agile Prinzipien ergänzt werden. Typischerweise umfasst es fünf Hauptphasen: Initialisierung, Datenbasis, Programmrahmen, Fachmodule implementieren und Finalisierung. Jede Phase hat klare Ziele und Deliverables. Erst wenn diese erreicht werden, geht das Projekt in die nächste Phase über. Diese Struktur bietet eine klare Roadmap für das Projekt. Gleichzeitig ermöglicht sie den Teams, sich auf spezifische Aufgaben zu konzentrieren, während sie dennoch Flexibilität für Anpassungen während des Prozesses bietet.
In den ersten Phasen sind die Informatiker stärker gefragt, während im weiteren Verlauf verstärkt die Anwender bzw. Citizen Developer aktiv werden. Der größte Aufwand liegt in der vierten Phase, der Implementierung der Fachmodule.
Kreative Problemlösung im phasenagilen Vorgehensmodell
Design Thinking wird im phasenagilen Vorgehensmodell gerne angewandt, um die nutzerzentrierte Entwicklung und kreative Problemlösung zu fördern. Es ermöglicht schnelle, iterative Prototypenentwicklung und kontinuierliches Feedback, was perfekt zu den flexiblen und iterativen Modellphasen passt. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit und den Fokus auf Nutzerbedürfnisse fördert Design Thinking innovative Lösungen und eine kontinuierliche Verbesserung, die in den strukturierten Ablauf des phasenagilen Modells integriert werden können.
Einfache Anpassung an budget- und zeitgebundene Neuentwicklungen
Die klare Struktur und Planung des phasenagilen Vorgehensmodells stellen sicher, dass Projekte innerhalb der vorgegebenen finanziellen und zeitlichen Rahmenbedingungen bleiben. Gleichzeitig ermöglicht die Agilität des Modells, auf veränderte Anforderungen und Bedingungen zu reagieren, ohne den gesamten Prozess von Grund auf neu starten zu müssen. Dies macht das phasenagile Vorgehensmodell besonders attraktiv für Unternehmen, die eine Balance zwischen Kontrolle und Flexibilität suchen.
Ideal für agile Festpreisprojekte und kontrollierte Entwicklung
Das phasenagile Vorgehensmodell eignet sich somit besonders gut für agile Festpreisprojekte, bei denen die Kosten von Anfang an festgelegt sind und die Einhaltung des Budgets von entscheidender Bedeutung ist. Darüber hinaus bietet das phasenagile Vorgehensmodell eine kontrollierte Entwicklungsumgebung, in der Teams eng mit den Stakeholdern zusammenarbeiten und regelmäßige Feedbackschleifen integriert sind. Das ermöglicht es Unternehmen, den Fortschritt des Projekts genau zu überwachen und sicherzustellen, dass es den Anforderungen und Erwartungen der Stakeholder entspricht.
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Empfehlungen für die Auswahl des optimalen Vorgehensmodells je nach Projektumfang und -ziel
Bei der Auswahl des optimalen Vorgehensmodells sollten Sie verschiedene Faktoren berücksichtigen, darunter Projektumfang, -ziel, Budget und Zeitrahmen.
Das klassische Scrum-Modell bietet eine strukturierte Methode für die kontinuierliche Verbesserung und Entwicklung von Softwareprodukten. Es ermöglicht eine schnelle Markteinführung und eine flexible Reaktion auf sich ändernde Anforderungen. Allerdings kann es in komplexen Projekten mit festen Budgets und engen Zeitrahmen an seine Grenzen stoßen. Es ist daher eher für kleinere Projekte mit klaren Anforderungen und flexiblen Änderungen gut geeignet.
Für größere Projekte mit komplexen Anforderungen und festen Budgets könnte das verbesserte Wasserfallmodell eine bessere Wahl sein: Es kombiniert Struktur mit Flexibilität und eignet sich gut für Projekte mit klar definierten Anforderungen sowie begrenzten Änderungen während des Entwicklungsprozesses. Diese Vorgehensweise ermöglicht eine effiziente Planung und Überwachung des Projekts. Risiken liegen in unzureichender Kommunikation und einem Mangel an Flexibilität bei sich ändernden Anforderungen.
Für Projekte mit festgelegten Budgets und Zeitrahmen sowie für agile Festpreisprojekte bietet sich das phasenagile Vorgehensmodell an. Es ermöglicht eine ausgewogene Balance zwischen Struktur und Flexibilität. In der kontrollierten Entwicklungsumgebung können Teams eng mit den Stakeholdern zusammenarbeiten und regelmäßige Feedbackschleifen durchführen.
Unabhängig vom gewählten Vorgehensmodell ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor, dass Unternehmen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Low-Code-Entwicklung wirklich in den Mittelpunkt stellen. Die sich ständig verändernde Geschäftsumgebung erfordert eine kontinuierliche Anpassung und Reaktion auf neue Anforderungen und Technologien. Durch die Integration von agilen Prinzipien und Methoden können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Low-Code-Projekte erfolgreich sind – und den Bedürfnissen ihrer Nutzer voll und ganz entsprechen.
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