Prozessdigitalisierung: ohne Programmierkenntnisse zu eigenen Anwendungen
Mit Low-Code/No-Code schnell, einfach und effizient zu digitalen Prozessen
Bis vor kurzer Zeit waren umfassende Kenntnisse in Programmiersprachen erforderlich, um maßgeschneiderte Anwendungen zu entwickeln. Das gilt auch für die Digitalisierung von Prozessen. Und gerade hier ist eine individualisierte Vorgehensweise wichtig – denn Abläufe selbst unterscheiden sich nun einmal von Unternehmen zu Unternehmen, und sei es nur marginal.
Folglich war es früher nötig, umfangreich internes Programmier-Know-how aufzubauen oder externe Entwickler zu engagieren, was beides mit hohen Kosten einherging. Mit dem Siegeszug der Low-Code-/No-Code-Entwicklung hat in den vergangenen Jahren ein fundamentaler Wandel stattgefunden: Inzwischen lassen sich auch ohne Programmierkenntnisse eigene, maßgeschneiderte Anwendungen erstellen und damit zum Beispiel auch Prozesse digitalisieren.
Geschichte Low-Code/No-Code
An sich ist das Konzept der Low-Code-/No-Code-Entwicklung nicht neu: Bereits seit Mitte der 1980er-Jahre war das Konzept des Rapid Application Development (RAD) bekannt, das als Vorläufer angesehen werden kann. Den Begriff Low-Code gibt es seit gut zehn Jahren, wobei zum genauen Ursprungsdatum unterschiedliche Aussagen existieren. Wie bei so mancher revolutionärer Idee waren also ein wenig Zeit und damit einhergehender Feinschliff nötig – doch spätestens mit Beginn der 2020er-Jahre hat sich die Low-Code-/No-Code-Entwicklung im professionellen Unternehmensumfeld etabliert. Seitdem überzeugen Ergebnisse bzw. Performance ebenso wie die verwendeten Tools.
Was zeichnet Low-Code und No-Code aus?
Sowohl Low-Code als auch No-Code können bei der erfolgreichen Digitalisierung von Prozessen sinnvolle Vorgehensweisen sein. Welche Herangehensweise die jeweils beste ist, kann am besten ein spezialisierter Technologie-Partner beurteilen, der über Kompetenzen in beiden Gebieten verfügt. Dennoch ist es für Entscheider wichtig, dass sie sich auch selbst ein Bild machen können. Daher ist es ratsam, die Unterschiede der beiden Konzepte einmal genauer zu betrachten:
- Low-Code meint den Einsatz von visuellen Entwicklungswerkzeugen. Sie ermöglichen es Benutzern, Anwendungen mithilfe von Drag-and-drop-Elementen zu erstellen. Dabei kommen vorgefertigte Bausteine und Komponenten zum Einsatz, was die Entwicklung beschleunigt und somit den Programmieraufwand reduziert. Auf diese Weise lassen sich auch komplexe Anwendungen mit geringer Programmierkenntnis entwickeln, da der Großteil des Codes über die vorgefertigten Elemente automatisch generiert werden kann. Bekannte Low-Code-Plattformen sind Microsoft Power Apps, OutSystems, Mendix, Webcon BPS oder Kissflow.
- No-Code hingegen steht für die Entwicklung von Anwendungen ohne jegliche Programmierung. Hierfür kommen visuelle Schnittstellen und benutzerfreundliche Tools zum Einsatz. Drag-and-drop-Funktionen und vorgefertigte Vorlagen bilden hier ebenfalls die Grundlage, um Anwendungen schnell und einfach zu erstellen – allerdings eben ohne jegliches Coding. Somit ist No-Code ideal für Benutzer geeignet, die über keinerlei Programmierkenntnisse verfügen. Beispiele für No-Code-Plattformen sind Bubble, Wix oder AppSheet.
Über die oben skizzierten Eigenschaften ergeben sich auch die zentralen Unterschiede zur klassischen codebasierten Entwicklung: Anwendungen lassen sich wegen der zahlreichen vorgefertigten Bausteine schneller entwerfen und fertigstellen – anders gesagt ist keine Zeit erforderlich, um aufwändig Code zu schreiben. Zudem wird im Vergleich zur traditionellen Programmierung deutlich weniger Know-how benötigt, da nicht erst die entsprechenden Sprachen sowie zugehörige Vorgehensweisen erlernt werden müssen; zudem entfallen zugehörige Themen wie das Debugging etc.
Mit Low-Code/No-Code können Unternehmen selbst Prozesse digitalisieren oder entsprechende Service-Angebote von externen Dienstleistern nutzen, die wesentlich weniger umfangreich sind als klassisches Coding. Somit erhalten auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) die Chance, kostengünstig zu maßgeschneiderten Anwendungen zu gelangen. Aber auch Großunternehmen setzen wegen der Geschwindigkeitsvorteile und dem Fachkräftemangel vermehrt auf Low-Code/No-Code.
Weitere Vorteile von LCNC
Beschleunigte Entwicklung, geringerer Programmieraufwand, weniger Aufwand bzw. bessere alternative Nutzung von Ressourcen – diese Pluspunkte haben wir bereits beleuchtet. Doch es gibt noch weitere Vorteile bei der Nutzung von Low-Code-/No-Code-Plattformen:
- Benutzerfreundlichkeit: Die visuelle Entwicklungsumgebung macht den Erstellungsprozess nicht nur einfacher, sondern insgesamt benutzerfreundlicher und erleichtert die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Teams und Abteilungen – beste Voraussetzungen, dass auch die fertige Anwendung bzw. der damit digitalisierte Prozess nutzerfreundlich ausfallen.
- Flexibilität & Anpassungsfähigkeit: Wo Anwendungen auf Bausteinen basieren, lassen sie sich auch entsprechend leicht anpassen – indem die Bausteine bei Bedarf einfach ausgetauscht werden. Falls durch einen solchen Tausch Änderungen bei der Anwendung selbst erforderlich sind, führt die Plattform diese Änderungen häufig automatisiert aus. Falls eine Überarbeitung durch Menschen vorgenommen werden muss, ist sie ebenso einfach wie beim Bau der Anwendung.
- Skalierbarkeit: Eine weitere Dimension, in der sich Unternehmen ändern können, ist ihre Größe – Low-Code-/No-Code-Plattformen sind skalierbar und können dadurch mit dem Wachstum und den sich ändernden Anforderungen des Unternehmens Schritt halten. Das gilt sowohl für positives als auch für negatives Wachstum – bedarfsgerechter Einsatz ist stets gewährleistet.
- Innovations- und qualitätsfördernd: Die Entwicklung von Prototypen und Experimenten wird durch Low-Code/No-Code massiv erleichtert. Teams können neue Ideen so schneller testen und iterativ verbessern, ohne lange Entwicklungszyklen durchlaufen zu müssen. Dadurch lassen sich auch Prozesse schneller und präziser digitalisieren, mit positiven Auswirkungen auf deren Qualität.
Grenzen und Herausforderungen von Low-Code-/No-Code-Plattformen
Bei den zahlreichen Vorteilen hat natürlich auch der Einsatz von Low-Code-/No-Code-Plattformen Grenzen in Bezug auf Technologie und Sinnhaftigkeit. Das gilt insbesondere bei der Entwicklung von gleichzeitig hochgradig individualisierten und komplexen bzw. spezialisierten Anwendungen. Auch die grundsätzlich sehr gute Skalierbarkeit ist nicht grenzenlos und wird durch die mögliche Performance der zugrundeliegenden (Cloud-)Plattform oder der eigenen Unternehmens-IT definiert. Auch ist jeweils zu prüfen, ob die zur Auswahl stehenden Cloud-Plattformen im Einzelfall relevante Zertifizierungen erfüllen, insbesondere im Hinblick auf Datenschutz; ein kompetenter Technologie-Berater kann hier mit seiner Erfahrung und seinem Know-how bei der Auswahl unterstützen.
Liegen solche Rahmenbedingungen vor bzw. lassen sich offene Fragen nicht zur Zufriedenheit klären, kann traditionelle Programmierung die bessere Wahl sein. Beide Ansätze lassen sich aber auch erfolgreich kombinieren: Einige Low-Code-Plattformen ermöglichen die Verwendung von SQL-Abfragen oder den Einsatz von JavaScript und SDK für komplexere Erweiterungen. Ein solches Hybrid-Modell wird jedoch ebenfalls Kompromisse erfordern, etwa in Bezug auf Updates und Übersichtlichkeit.
Die grundlegenden Vorteile von Low-Code-/No-Code-Plattformen bringen gleichzeitig und unweigerlich auch einige Einschränkungen mit sich: So viele Stärken der Einsatz vorgefertigter Bausteine auch hat, bringt er auch weniger positive Aspekte mit sich. Insbesondere können vorgefertigte Elemente immer nur das erfüllen, wozu sie auch entworfen wurden. Im Einzelfall kann das die Umsetzung bestimmter Anforderungen erschweren. Auch die Integration mit vorhandenen Systemen oder externen Diensten kann eine Herausforderung darstellen und zusätzliche Entwicklungsaufwände erfordern. Grundsätzlich ist daher vor der Entscheidung für eine Low-Code-/No-Code-Plattform die Prüfung der Schnittstellen ratsam.
Zu guter Letzt bedeutet die Verwendung von Low-Code-/No-Code-Plattformen natürlich, dass kein Entwickler-Know-how erforderlich ist – doch auch die Plattformen selbst müssen ja bedient werden. Unternehmen müssen daher Schulungen und Weiterbildungsmaßnahmen durchführen. Hierbei kann ein externer Dienstleister unterstützen und Wissen beispielsweise über das Train-the-Trainer-Prinzip weitergeben. Zwar sind auch für die fertige Anwendung noch Einweisungen der Nutzer nötig, doch das gilt auch bei codebasierter Entwicklung. Der nutzerfreundliche, visuelle Ansatz führt außerdem zu sehr kurzen Einarbeitungszeiten.
Erfahrungen & Tipps für erfolgreiche Digitalisierung mit Low-Code-/No-Code
MicroNova hat vor einigen Jahren die eigenen Prozesse erfolgreich mit einer Low-Code-Plattform digitalisiert – und unterstützt heute Unternehmen bei der Prozessoptimierung, Tool-Auswahl und Digitalisierung. Aus diesem Grund weiß unser Team, wovon es spricht und was es macht. Einige unserer Tipps haben wir in diesem Leitfaden für Sie zusammengefasst – damit auch Sie von unseren Erfahrungen profitieren können.
Haben Sie Fragen zu Prozessdigitalisierung oder Low-Code-Plattformen? Gerne besprechen wir mit Ihren individuellen Anwendungsfall.
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